Testen und Impfen – diese Strategie zur Eindämmung der Corona-Pandemie wird in Bonndorf mit Vehemenz verfolgt. Über 3000 Corona-Tests würden durchschnittlich pro Woche in Bonndorf vorgenommen
Testen und Impfen – diese Strategie zur Eindämmung der Corona-Pandemie wird in Bonndorf mit Vehemenz verfolgt. Über 3000 Corona-Tests würden durchschnittlich pro Woche in Bonndorf vorgenommen, sagte Bürgermeister Michael Scharf, ferner seien alle Senioren, die geimpft werden wollten, auch geimpft.
Über die Vorgehensweise der Stadt in Sachen Corona-Bekämpfung informierte sich die SPD-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin im Umweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter, bei ihrem Besuch in Bonndorf. Dabei machte Schwarzelühr-Sutter deutlich, dass insbesondere der Impffortschritt Anlass zu einem vorsichtigen Optimismus gebe. Nichtsdestotrotz sei auch weiterhin die Vernunft jedes Einzelnen gefragt, um das Infektionsrisiko zu minimieren.
Wie sieht die Corona-Strategie in den Kindergärten der Stadt aus? Zur Beantwortung dieser Frage stand die Besichtigung der Kindertagesstätte Wunderfitz in Bonndorf an, wo – wie auch in den anderen Einrichtungen – zweimal wöchentlich Corona-Schnelltests angeboten werden. Bei den Krippen- und Kindergartenkindern werden die sogenannten Lolli-Tests angewendet. Dabei haben die Kinder 30 Sekunden lang ein Wattestäbchen im Mund. Diese Testform ist deutlich angenehmer, als die Probenentnahme aus Nase oder Rachen. Allerdings würden die Lolli-Tests keine so hohe Sicherheit bieten, meinte Bürgermeister Michael Scharf, der die Sicherheitsquote mit 36 Prozent bezifferte.
Beim Besuch der Bundespolitikerin waren gerade die Kleinsten – die Krippenkinder – an der Reihe und diese zeigten überhaupt keine Berührungsängste mit dem „Lolli“, ganz im Gegenteil. Sie warteten schon darauf, endlich dran zu kommen. Björn Fechtig, Corona-Tester der Stadt, ging zudem sehr behutsam vor. Wie die Leiterin der Kita Wunderfitz, Evelin Stegerer, erläuterte, werde kein Kind zum Test gezwungen. Die Eltern könnten entscheiden, ob ein Kind getestet werden soll, oder nicht. In der Krippe würden alle Kinder bei den Testungen mitmachen, im Kindergarten seien es sechs Kinder, die nicht getestet werden. Und was passiert, wenn ein Test positiv ausfällt? Dann reagiere die Stadt sofort, sagte Michael Scharf. Die Eltern würden aufgefordert, ihre Kinder abzuholen, die Kindergartengruppe werde geschlossen. Diese Maßnahme würde normalerweise zwar erst getroffen, wenn das Ergebnis durch einen PCR-Test bestätigt wird. Solang wolle man aber nicht warten, „wir handeln sofort“, meinte der Rathauschef. Wöchentlichen Corona-Tests unterziehen sich natürlich auch die Erzieherinnen.
Der Alltag in den Kindergärten läuft zwar, dennoch fehle die Kommunikation und die Begegnung mit den Eltern, die derzeit ihre Kinder nicht direkt abholen können, sondern außerhalb des Kindergartens warten müssen, sagte Evelin Stegerer. Auch Elternabende könnten nicht stattfinden. Neu organisieren musste man sich auch beim Mittagessen, das in der Kita Wunderfitz täglich frisch gekocht wird. Verantwortlich dafür zeichnet seit sechs Jahren Christine Albert. Bis zu 90 Essen werden täglich ausgegeben, dabei ist darauf zu achten, dass die Gruppen getrennt zum Essen kommen. Zwischendurch wird alles desinfiziert. Bei einigen Gruppen gibt es einen Zimmerservice.
Auch in der Grundschule finden regelmäßige Corona-Tests von der Stadt statt. 80 Prozent der Kinder würden sich testen lassen, informierte Michael Scharf. Die Realschule führe eigene Tests durch.
Im Garagenbereich neben der Schwarzwald-Apotheke in Bonndorf ist eine Corona-Schnellteststation für alle Bürgerinnen und Bürger aufgebaut. Diese werde sehr gut angenommen, sagte Apotheker Christopher Schlieper beim Vor-Ort-Termin mit Rita Schwarzelühr-Sutter. 1000 bis 1400 Personen pro Woche würden sich hier testen lassen, so Schlieper, der, wie er sagt, qualitativ hochwertige Tests verwendet, die eine hohe Verlässlichkeit haben. Alles in allem sieht Bürgermeister Michael Scharf die Stadt Bonndorf in Sachen Corona-Test-Möglichkeit sehr gut aufgestellt. Die Stadt selbst mache rund 1500 Tests pro Woche, in der Apotheke lassen sich bis zu 1400 Personen wöchentlich testen, die Betriebe würden ihren Mitarbeiten ebenfalls Corona-Tests anbieten.
Rita Schwarzelühr-Sutter sprach abschließend noch die Probleme der Gastronomie und des Einzelhandels an. Hier herrsche nach wie vor große Unsicherheit, auch wenn eine Öffnung jetzt wieder in Aussicht gestellt wurde. Da diese aber abhängig von der Sieben-Tage-Inzidenz ist, würden Wirte und Händler vor der großen Frage stehen: Bestelle ich Ware? Riskiere ich die Investition, wenn möglicherweise erneut die Notbremse zum Tragen kommt? Die Situation sei für alle sehr belastend, so Schwarzelühr-Sutter, die hofft, dass durch Fortschritte beim Impfen bis im Sommer Erleichterungen eintreten werden.
Quelle: Badische Zeitung vom 16. Mai 2021